Test: CD-Transport und DAC Jay‘s Audio CDT2-MK2 und Denafrips Terminator

Muskelspiele

Aufwendige Technik macht den Unterschied. Das ist bei analogen und bei digitalen Systemen so. Wir haben eine Kombi im Test, die nach genau diesem Mantra strebt.

Im Gegensatz zu rein analogen HiFi-Systemen, die mit Rücksicht auf die Mechanik schwer zu miniaturisieren sind, gibt es hochwertige digitale Musiksysteme auch mit enorm kleinen Abmessungen. Die beiden Systeme, die wir von Headquarter Audio für einen Test bekommen haben, wollen davon nichts wissen. Eine rein digitale Quelle mit 15 Kilo Gewicht findet man nur ab und zu. Und auch einen D/A-Wandler, der nur knapp unter der 20-Kilogramm-Marke bleibt, ist doch eher die Ausnahme von der Regel. Passend hier auch der Name des Gerätes: Hersteller Denafrips taufte seinen DAC Terminator, was dem metallenen Giganten wirklich gut steht. Die zugehörige Quelle ist ebenso beschreibend benannt, wenn auch mit etwas weniger Fantasie. Hier handelt es sich um den CD-Transport von Jay‘s Audio namens CDT2 in der Mk-II-Version. Beide passen wunderbar zusammen, wobei das wuchtige Äußere nur Teil der verbindenden Merkmale ist. Transport und Wandler setzen nämlich auf hochwertige Bauteile und beste Signalarchitektur, um einen erstklassigen Klang zu erreichen.

Fangen wir mal beim CD-Laufwerk an. Die Firma Jay‘s Audio setzt mit ihren Produkten voll auf die Wiedergabe von CDs. Gründer Jacky Ho hat sich trotz der Fortschritte in Sachen Streaming und HiRes ganz den drehenden Scheiben verschrieben. Viele Audiophile sehen dies ähnlich und auch ich als ausgewiesener Fan von Streaming und gerade HiRes-Audio muss eingestehen, dass das Hören einer CD noch immer eine vollkommen andere Art des Musikhörens ist. Das Hören eines Albums ist hier einfach bewusster und das heimische Regal kann wunderbar als Schrein für das eigene Hobby genutzt werden und, ganz groß gefasst, mit der aufbewahrten Musik die eigene Persönlichkeit widerspiegeln. Mit der CD ist es möglich, die Musikwiedergabe zu zelebrieren, und der CDT2 möchte genau dies tun. Ein Deckel, dessen enorme Materialstärke der des Gehäuses in nichts nachsteht, bietet Zugang zum eigentlichen Laufwerk. Eine Philips-CDM4-Mechanik wird zum Auslesen der Scheiben verwendet, die wiederum mit einem recht leichten Puck aus dünn gepolstertem Karbon an Ort und Stelle gehalten werden. Das wirkt im Vergleich mit dem wuchtig anmutenden Gerät zunächst etwas fragwürdig, doch bei Jay‘s Audio weiß man, was man tut. Schließt man den trotz seiner Masse wunderbar leichtgängigen Deckel des Toploaders, wird das Album kurz gescannt und das Laufwerk wartet auf das Signal zur Wiedergabe. Neben der Lasermechanik sind natürlich auch die anderen Bauteile des CD-Transports mit Blick auf die Performance ausgesucht worden. Die Stromzufuhr wird gefi ltert, sodass Netzrauschen unterdrückt wird. Hochwertige Bauteile fi ndet man an allen Ecken und Enden und auch beim Timing der Signalverarbeitung ist Präzision das oberste Gebot. Dafür nutzt Jay‘s Audio im CDT2 eine Clock, die bis auf die Femtosekunde genau arbeitet. Besonders wichtig ist dies für eine der Ausgangsarten des Gerätes, bei der das korrekte Timing eine große Rolle spielt. Als Quellgerät mit Anspruch bietet der CDT2 eine Übertragungsart, die hier genau richtig ist: Ein HDMIAnschluss ermöglicht die Weitergabe eines I²S-Signals an einen passenden Wandler. Anders als bei anderen genutzten Verbindungen wird bei I²S neben den reinen Audiosignalen auch ein Timingsignal mitgesendet, das eine noch korrektere Aufschlüsselung der Signale beim empfangenen Gerät ermöglicht. Dies setzt natürlich einen DAC voraus, der ebenfalls mit I²SVerbindungen umgehen kann, was normalerweise äußerst hochwertigen Modellen vorbehalten ist. Darum bietet der CDT2 neben seinem HDMIAnschluss auch drei weitere Ausgänge, mit denen das Laufwerk an praktisch jedem DAC genutzt werden kann.

Alle Anschlussarten, die Jay‘s Audio an seinem Transport verwendet, können vom Denafrips Terminator entgegengenommen werden. Dazu bietet der mächtige D/A-Wandler außerdem eine Reihe weiterer Verbindungen. Koaxiale und optische S/PDIF-Varianten und einen USB-B-Port fi ndet man auf der Rückseite des DACs. Dazu kommen gleich zwei AES/EBU-Anschlüsse und insgesamt drei Eingänge, die I²S-kompatibel sind. Neben der Übertragung per HDMI kann der Terminator die Signalart auch über zwei RJ45-Buchsen annehmen.
Diese Vielfalt an Anschlüssen ist wirklich beeindruckend. Praktisch jedes digitale Quellgerät kann problemlos mit dem Wandler verbunden werden und auch die Weitergabe der gewandelten Signale an einen Verstärker ist dank symmetrischer und unsymmetrischer Ausgänge fl exibel gestaltet. Auch wenn die unheimliche Flexibilität des DACs in Sachen Anschlüsse bereits zeigt, wo die Reise hingeht, bleibt Technikenthusiasten bei einem Blick ins Innere des Terminators der Mund off en stehen. Das fängt bei der Stromversorgung an, auch wenn diese mit einem einfachen Öff nen des schweren Gerätedeckels gar nicht sichtbar wird. Denafrips hat seinen Referenz-DAC nämlich in zwei Etagen aufgebaut, wobei die gesamte untere Eben nur für das Netzteil da ist. Die Stromversorgung kommt in einer durch einen Stahldeckel abgetrennten Metallwanne unter. Zwei große Ringkerntrafos beliefern analoge und digitale Sektionen des Wandlers getrennt mit passendem Strom. Die obere Etage des großen Gerätes bleibt der Audioelektronik vorbehalten, die ebenfalls enorm beeindruckt. Schon die reine Menge an Bauteilen und ihre präzise Anordnung sind famos. Genau wie der CD-Transport auch, wird hier alles ein wenig anders gemacht als üblich, sodass Denafrips die gängigen Ein-Chip-Lösungen für DACs links liegen lässt und stattdessen eine R-2R-Konstruktion nutzt. Für diesen Ladder-DAC werden viele kleine Widerstände genau aufeinander abgestimmt und setzen so das digitale in ein analoges Signal um. Beim Terminator nutzt Denafrips wahnsinnige 500 dieser Präzisionswiderstände, wohlgemerkt pro Kanal. 1000 kleinste Bauteile kommen hier also zum Einsatz, um mit 26 Bit Signale zu wandeln. Erneut spielt das Timing natürlich eine große Rolle, weshalb auch Denafrips Clocks einsetzt, die mit Genauigkeiten im Femtosekundenbereich arbeiten. Zwei Crystek-Oszillatoren bestimmen die Taktung unabhängig vom Eingangssignal. Die aufwendige Konstruktion kann beim Terminator genutzt werden, um PCM-Signale mit bis zu 384 kHz zu verarbeiten, während DSD bis 11,2 MHz gewandelt werden kann. Passend zur Art der Wandlung, bei der das Signal möglichst wenig verändert werden soll, bietet der DAC auch den passenden NOS-Modus. Bei dieser Non-Oversampling-Einstellung wird auf die übliche Umrechnung des Signals verzichtet, stattdessen nutzt der Terminator eine native Arbeitsweise. Festgelegt wird dies mit den Funktionstasten an der Front des Wandlers, ebenso wie die Quellenwahl oder die Umstellung des I²S-Modus für Geräte mit unterschiedlicher Pinbelegung.

Auch die genutzte Abtastrate wird hier mit einigen LEDs angezeigt, wobei das genaue Ablesen ein wenig Kopfrechnen erfordern kann. Beide Frequenzbereiche 44,1 und 48 kHz ebenso wie DSD werden durch eine eigene Lampe dargestellt, während die Vielfachen mit LEDs für den passenden Multiplikator angezeigt werden. Etwas eigenwillig, aber letztlich genauso funktional wie jede andere Art der Anzeige auch. So sehr Jay‘s Audio und Denafrips aber auf ihre Technik stolz sind, ist sie doch nur Mittel zum Zweck, denn beide Hersteller haben sich schließlich dem guten Klang verschrieben. Der CDT2 holt dann auch alles aus der CD raus, was die Bits zu bieten haben. Selbst eigentlich suboptimal abgemischter Rock schallt enorm dynamisch aus den Lautsprechern. Tief gestimmten Gitarren geben Transport und DAC das nötige Gewicht mit auf den Weg, wirken aber keinesfalls schwerfällig, sondern liefern einfach satten Sound, wenn er gebraucht wird. Generell ist das Spiel dank des Ladder-DACs und der I²S-Übertragung angenehm off en. CDs erhalten eine breite Bühne mit schöner Tiefenstaff elung. Auch Details gibt es in Hülle und Fülle, gerade Feines im Hochton setzte die Kombi wunderbar um. Vor dem dunklen Hintergrund setzen sich Komponenten gut ab und werden recht plastisch dargestellt. Letztlich muss ich meinem inneren Drang zu HiRes aber doch nachgeben und beliefere den Terminator mit Hochbit-Signalen aus dem Netzwerk. Auch hier bietet der DAC das, was sich schon bei der CD-Wiedergabe zeigte.

Hohe Präzision, gute Räumlichkeit und eine diff erenzierte Darstellung. Deaktiviert man den NOS-Modus, wirkt der Raum etwas weniger off en. Im Gegenzug erhalten Mitten und Höhen ein wenig mehr Kontur. Hier ist es persönlicher Geschmack, der entscheidet, wie man den Denafrips arbeiten lässt. CDT2 und Terminator passen wunderbar zusammen und machen auch für sich genommen eine tolle Figur. Der Transport zeigt die Errungenschaften der letzten 30 Jahre in Sachen CD, und der aufwendige Ladder-DAC bietet hochwertigen Quellgeräten eine großartige Plattform, um Bits wieder zu Musik werden zu lassen.

Philipp Schneckenburger